Der 1. und 2. April waren Tage großer Vorbereitungen auf die Bildungsmesse „Marktplatz Bildung 2014“. Diese fanden wiederum in Berlin Mitte statt – zu meinem Nachteil, weil die Verkehrsverbindungen um 8 Uhr von Neukölln nach Mitte gelinde gesagt katastrophal sind.
Ungeachtet dessen fing mein Arbeitstag damit an, meine Konten für den Sitz in Berlin Mitte einzurichten. Nachdem dies vollbracht war, wurde ich Teil einer großen Flyer-Faltungsaktion. Flyer und Mappen, die zuerst gedruckt werden mussten – der Umgang mit dem nötigen Gerät wurde mir in aller Schnelle beigebracht – sollten gefaltet und mit Aufklebern versehen werden. Unterschiedliche Ordner mussten auf ihre Vollständigkeit untersucht werden – sobald man etwas Fehlendes fand, wurde es nachgedruckt und -gefüllt. Schließlich mussten die Messe-Utensilien überprüft werden, die sich an einem mir noch unbekannten Ort befanden: dem Keller. Als ich diese Räumlichkeit erstmalig betrat, begann ich die Definition des Unheimlichen, die Martin Heidegger in seinem Hauptwerk „Sein und Zeit“ aus dem Begriff der „Angst der Grundbefindlichkeit“ entwickelt hatte, zu verstehen[1]. Wie dem auch sei… Mit einer Checkliste die Utensilien überprüfend stellten wir fest, dass soweit alles zur Verfügung steht – der Hausmeister müsse lediglich konsultiert werden, des Transportes wegen.
Den Tag darauf wurden die restlichen, notwendigen Requisiten und Bestandteile angeschafft und damit waren auch schon die Vorbereitungen im Unternehmen für die Messe abgeschlossen. Gegen 14:00 Uhr fuhr ich zum Messe-Gelände des KOSMOS an der Karl-Marx-Allee und half beim Aufbau unseres repräsentativen Standes. Das Ergebnis – wie folgt – auf einem Foto festgehalten.
Am nächsten Tag fuhr ich um 9:30 Uhr zum Messegelände des KOSMOS. Unter Zeitdruck stehend, bewegte ich mich nahezu mit Lichtgeschwindigkeit gen Nebeneingang des Gebäudes, woraufhin ich abrupt kurz vor den breit offen stehenden Türen halt machte. Ein kahler Wachmann – groß wie Michael Clarke Duncan und breit wie Mariusz Pudzianowski – kreuzte meinen Weg und forderte mich auf umzukehren und bis 10 Uhr zu warten – zum offiziellen Einlass. Jegliche Beweise – wie Namensschilder etc. – die mich hätten identifizieren können als Azubi bei der GPB – standen mir in diesem Moment nicht zur Verfügung, dafür aber besaß ich noch mein Mobilfunkgerät. Ein kurzer Anruf und ich durfte die heiligen Hallen betreten. Woher die Skepsis der Security rührte? Ich kam in „Straßenklamotten“, um meiner Rolle an diesem Tag gerecht zu werden: Als Spion bildungsinteressierter Schüler sollte ich Informationen, sowohl für die Marketingabteilung als auch für mich, sammeln. So zog ich gegen 10 Uhr los, die Titelmelodie des rosaroten Panters vor mich hinsummend, und sammelte Impressionen und Flyer, ließ mich zu meinen Interessen beraten und hörte mir sogar einen gut besuchten Vortrag zum Thema Medien an. Im Vordergrund stand für mich die Frage: Welche Wege werden eingeschlagen, um ein Unternehmen zu repräsentieren? Es gibt viele Möglichkeiten: Das kann über einen aufwendig konstruierten Stand, gestalterisch ansprechende Broschüren, kompetente Beratungen oder ungewöhnliche Persönlichkeiten erreicht werden – dazu ein Beispiel: Unbekümmert zog ich durch die menschenüberfüllten Gänge, als auf einmal – von dem einen auf den anderen Moment – zur meiner Rechten ein Schrei von einem Mann – gleich einem Marktschreier auf dem Hamburger Fischmarkt – ertönte und mich erschütterte. Als Respräsentant seines Unternehmens lockte er die Menschen mithilfe seines lauten Organs an den Stand, welcher nur aus einem Banner und einem Flyer-Ständer bestand.
Nach der Messe traf ich noch meine Ausbilderin im Unternehmen und wertete mit ihr unsere gemeinsamen Impressionen und gesammelten Prospekte aus. Küren konnten wir sogar den schlechtesten Flyer des noch so jungen Jahres 2014 – dieser hängt nun im Büro.
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[1] siehe Martin Heidegger „Sein und Zeit“ S. 276
Dass die Angst als Grundbefindlichkeit in solcher Weise erschließt, dafür ist weider die alltägliche Daseinsauslegung und Rede der unvoreingenommenste Beleg. Befindlichkeit, so wurde früher gesagt, macht offenbar >>wie einem ist<<. In der Angst ist einem >>unheimlich<<. Darin kommt zusätzlich die eigentümliche Unbestimmtheit dessen, wobei sich das Dasein in der Angst befindet, zum Ausdruck: das Nichts und Nirgends. Unheimlichkeit meint aber dabei zugleich das Nichtzuhause-sein. Bei der ersten phänomenalen Anzeige der Grundverfassung des Daseins und der Klärung des existenzialen Sinnes von In-Sein im Unterschied von der kategorialen Bedeutung der >>Inwendigkeit<< wurde das In-Sein bestimmt als Wohnen bei…, Vertrautsein mit… Dieser Charakter des In-Seins wurde dann konkreter sichtbar gemacht durch die alltägliche Öffentlichkeit des Man, das die beruhigte Selbstsicherheit, das selbstverständliche >>Zuhause-Sein<< in die durchschnittliche Alltäglichkeit des Daseins bringt. Die Angst dagegen holt das Dasein aus seinem verfallenden Aufgehen in der >>Welt<< zurück. Die alltägliche Vertrautheit bricht in sich Zusammen. Das Dasein ist vereinzelt, das jedoch als In-der-Welt-Sein. Das In-Sein kommt in den existenzialen >>Modus<< des Un-Zuhause. Nichts anderes meint die Rede von der >>Unheimlichkeit<<.