Tobuwabohu

Eine Berichterstattung, eine Reflexion, eine Kontemplation – fast wöchentlich über meinen Weg zum Mediengestalter

Monat: April, 2014

Druck‘ los – Scotty!

Wie der Titel doch schon auffällig impliziert, habe ich unzähliges Material in der vergangenen Woche ausgedruckt, transportiert und verteilt, jedoch kann ich an dieser Stelle von keinem unsäglichem Leid sprechen, welches mir widerfuhr, obwohl die besagte Masse an Material von mir per Hand gefaltet wurde – meine Daumen brannten wie Napalm auf nackter Haut. Doch davon ganz abgesehen, hatte ich generell eine angenehme Woche.
Mir wurde die Aufgabe anvertraut, regelmäßig die Pinterest-Seite der GPB zu aktualisieren. Anfangs noch verwirrt und orientierungslos, gleich einem Herren, der 30 Jahre im Gefängnis verbracht hat und die digitale Revolution verpasste, stellte ich doch ziemlich schnell fest, dass die eigenhändige Auswahl von Bildern, die letztlich Einblicke zu der gewählten Kategorie – Beispiel: Mediengestalter – gewähren sollen, ziemlich spannend sein kann. Meine Lieblingskategorie habe ich bereits auswählen können: „Gutes Design & Kunst“ – wer lädt nicht gerne Bilder zu alternativen Filmplakaten, Spirituosen oder generell aufregenden Designs hoch?

Ansonsten habe ich erste Einblicke in Adobe InDesign riskieren können. Festgestellt habe ich, dass die Layout-Gestaltung hauptsächlich auf einfachem Wege erfolgt bzw. das Programm ziemlich übersichtlich ist. Unglücklicherweise musste ich aber ungefähr zur Hälfte der Vorführung weiterziehen zur Beratung, mir die Infomationsveranstaltung, die regelmäßig am Mittwoch für potenzielle Teilnehmer stattfindet, zu Gemüte führen.

Das Highlight der Woche aber war die Aufgabe, sich in zwei Ausgaben eines Magazins einzulesen. Gemütlich kampierte ich im ersten Stock in Neukölln und las einige Artikel aus dem „W&V“-Magazin. Etwa zwei Stunden vergingen. Die gesammelten Informationen zu gegenwärtigen Werbespots aus dem Fernsehen – Beispiel: Jim Beam & Bacardi im Rückblick, Möglichkeiten für Spirituosen in Ländern, wie Norwegen, zu werben (striktes Verbot) – waren ziemlich aufschlussreich gewesen.

Und zuallerletzt: Glossareinträge vervollständigen. Damian Unchained – losgelassen auf Typo3. Etwa 20 Glossareinträge – Berufsbildbeschreibungen – mussten überarbeitet werden. Mit detailfixiertem Auge überflog ich die Sätze, hakte mich mit den Sichelarmen, wie die europäische Gottesanbeterin, in den Rechtschreibfehler ein, berichtigte ihn und/oder schrieb die Sätze vollständig um.

Für die nächste Woche angesetzt: Plakatgestaltung für den Tag der offenen Tür.

 

Marktplatz Bildung 2014

Der 1. und 2. April waren Tage großer Vorbereitungen auf die Bildungsmesse „Marktplatz Bildung 2014“. Diese fanden wiederum in Berlin Mitte statt – zu meinem Nachteil, weil die Verkehrsverbindungen um 8 Uhr von Neukölln nach Mitte gelinde gesagt katastrophal sind.

Ungeachtet dessen fing mein Arbeitstag damit an, meine Konten für den Sitz in Berlin Mitte einzurichten. Nachdem dies vollbracht war, wurde ich Teil  einer großen Flyer-Faltungsaktion. Flyer und Mappen, die zuerst gedruckt werden mussten – der Umgang mit dem nötigen Gerät wurde mir in aller Schnelle beigebracht – sollten gefaltet und mit Aufklebern versehen werden. Unterschiedliche Ordner mussten auf ihre Vollständigkeit  untersucht werden – sobald man etwas Fehlendes fand, wurde es nachgedruckt und -gefüllt. Schließlich mussten die Messe-Utensilien überprüft werden, die sich an einem mir noch unbekannten Ort befanden: dem Keller. Als ich diese Räumlichkeit erstmalig betrat, begann ich die Definition des Unheimlichen, die Martin Heidegger in seinem Hauptwerk „Sein und Zeit“ aus dem Begriff der „Angst der Grundbefindlichkeit“ entwickelt hatte, zu verstehen[1]. Wie dem auch sei… Mit einer Checkliste die Utensilien überprüfend stellten wir fest, dass soweit alles zur Verfügung steht – der Hausmeister müsse lediglich konsultiert werden, des Transportes wegen.

Den Tag darauf wurden die restlichen, notwendigen Requisiten und Bestandteile angeschafft und damit waren auch schon die Vorbereitungen im Unternehmen für die Messe abgeschlossen. Gegen 14:00 Uhr fuhr ich zum Messe-Gelände des KOSMOS an der Karl-Marx-Allee und half beim Aufbau unseres repräsentativen Standes. Das Ergebnis – wie folgt – auf einem Foto festgehalten.

GPB Messe

Am nächsten Tag fuhr ich um 9:30 Uhr zum Messegelände des KOSMOS. Unter Zeitdruck stehend, bewegte ich mich nahezu mit Lichtgeschwindigkeit gen Nebeneingang des Gebäudes, woraufhin ich abrupt kurz vor den breit offen stehenden Türen halt machte. Ein kahler Wachmann – groß wie Michael Clarke Duncan und breit wie Mariusz Pudzianowski – kreuzte meinen Weg und forderte mich auf umzukehren und bis 10 Uhr zu warten – zum offiziellen Einlass. Jegliche Beweise – wie Namensschilder etc. – die mich hätten identifizieren können als Azubi bei der GPB – standen mir in diesem Moment nicht zur Verfügung, dafür aber besaß ich noch mein Mobilfunkgerät. Ein kurzer Anruf und ich durfte die heiligen Hallen betreten. Woher die Skepsis der Security rührte? Ich kam in „Straßenklamotten“, um meiner Rolle an diesem Tag gerecht zu werden: Als Spion bildungsinteressierter Schüler sollte ich Informationen, sowohl für die Marketingabteilung als auch für mich, sammeln. So zog ich gegen 10 Uhr los, die Titelmelodie des rosaroten Panters vor mich hinsummend, und sammelte Impressionen und Flyer, ließ mich zu meinen Interessen beraten und hörte mir sogar einen gut besuchten Vortrag zum Thema Medien an. Im Vordergrund stand für mich die Frage: Welche Wege werden eingeschlagen, um ein Unternehmen zu repräsentieren? Es gibt viele Möglichkeiten: Das kann über einen aufwendig konstruierten Stand, gestalterisch ansprechende Broschüren, kompetente Beratungen oder ungewöhnliche Persönlichkeiten erreicht werden – dazu ein Beispiel: Unbekümmert zog ich durch die menschenüberfüllten Gänge, als auf einmal – von dem einen auf den anderen Moment – zur meiner Rechten ein Schrei von einem Mann – gleich einem Marktschreier auf dem Hamburger Fischmarkt – ertönte und mich erschütterte. Als Respräsentant seines Unternehmens lockte er die Menschen mithilfe seines lauten Organs an den Stand, welcher nur aus einem Banner und einem Flyer-Ständer bestand.

Nach der Messe traf ich noch meine Ausbilderin im Unternehmen und wertete mit ihr unsere gemeinsamen Impressionen und gesammelten Prospekte aus. Küren konnten wir sogar den schlechtesten Flyer des noch so jungen Jahres 2014 – dieser hängt nun im Büro.

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[1] siehe Martin Heidegger „Sein und Zeit“ S. 276

Dass die Angst als Grundbefindlichkeit in solcher Weise erschließt, dafür ist weider die alltägliche Daseinsauslegung und Rede der unvoreingenommenste Beleg. Befindlichkeit, so wurde früher gesagt, macht offenbar >>wie einem ist<<. In der Angst ist einem >>unheimlich<<. Darin kommt zusätzlich die eigentümliche Unbestimmtheit dessen, wobei sich das Dasein in der Angst befindet, zum Ausdruck: das Nichts und  Nirgends. Unheimlichkeit meint aber dabei zugleich das Nichtzuhause-sein. Bei der ersten phänomenalen Anzeige der Grundverfassung des Daseins und der Klärung des existenzialen Sinnes von In-Sein im Unterschied von der kategorialen Bedeutung der >>Inwendigkeit<< wurde das In-Sein bestimmt als Wohnen bei…, Vertrautsein mit… Dieser Charakter des In-Seins wurde dann konkreter sichtbar gemacht durch die alltägliche Öffentlichkeit des Man, das die beruhigte Selbstsicherheit, das selbstverständliche >>Zuhause-Sein<< in die durchschnittliche Alltäglichkeit des Daseins bringt. Die Angst dagegen holt das Dasein aus seinem verfallenden Aufgehen in der >>Welt<< zurück. Die alltägliche Vertrautheit bricht in sich Zusammen. Das Dasein ist vereinzelt, das jedoch als In-der-Welt-Sein. Das In-Sein kommt in den existenzialen >>Modus<< des Un-Zuhause. Nichts anderes meint die Rede von der >>Unheimlichkeit<<.

Die Ankunft

Am 31.03.2014 habe ich in Berlin Neukölln meine Ausbildung als Mediengestalter begonnen. Leicht ermüdet und geblendet von der Morgensonne – teils noch gelähmt von der Nervosität, der Konfrontation mit dem „Unbekannten“ – betrat ich das Institut und lief auf der Suche nach meiner Ausbilderin schnurstracks in das scheinbare Marketingbüro. Freundlich von den dort anwesenden Mitarbeitern begrüßt, fragte ich nach der Person, die mich die nächsten drei Jahre von diesem Tag an begleiten, betreuen und belehren wird. Die Antwort war vorerst ernüchternd: Sie befinde sich entweder nebenan oder sei noch auf dem Weg zum Institut. Mit den neu erworbenen Informationen machte ich mich nun weiter auf die Suche und traf sie ein Stück weiter draußen in der Nähe des Neuköllner Sitzes. Von einem Lächeln und einer enthusiastischen Begrüßung ihrerseits konfrontiert, verstärkte sich von diesem Moment an die Nervosität, die mich physisch und mental paralysieren sollte, aber – wie es sich herausstellte – gar nicht tat, denn im weiteren Verlauf des Tages wurden all die Schreckensszenarios, die ich mir vermeintlich ausgemalt hatte, aus meinem Kopf radiert und von einem Gefühl der Behaglichkeit ersetzt. Schuld an diesem Zustand, der sich in exponentiell steigender Geschwindigkeit anreicherte, war die angenehme Arbeitsatmosphäre und die herzliche Begrüßung der Mitarbeiter, insbesondere die in der Teambesprechung (dort erhielt ich sogar ein herrlich duftendes Blumen-Bouquet).  Außerdem erfuhr ich, dass meine gegenüber der Außenwelt geheimgehaltene Kaffee-Sucht gestillt werden könne: Welch‘ Erleichterung!

Mit Freude aufgetankt wurde ich durch den Neuköllner Sitz geführt, bis mir dann schließlich mein zukünftiger Arbeitsplatz zugewiesen wurde und die eigentliche Arbeit begann. Zuallererst wurden alle Konten, mit denen ich arbeite, eingerichtet. Eine intensive Auseinandersetzung ist nicht nötig gewesen, jedoch galt das nicht für die eigens von der Firma angelegte und nur für Mitarbeiter zugängliche Wiki-Seite. In den nächsten zwei Tagen las ich darin und arbeitete mich ein, insbesondere im Thema Marketing/Design. Von Theorie in die Praxis gehend, erhielt ich meine erste Gestaltungsaufgabe

(Hintergrund dazu: Am 03.04.2014 fand im Kosmos die Marktplatz Bildung Messe 2014 statt – das heißt: Es gab viel zu erledigen…! Doch nun weiter zur Aufgabe!).

Ziel war es gewesen durch typografische Mittel einen für das Auge des Betrachters wohl proportionierten und ansprechenden Aufsteller für die Messe zu designen. Durch unterschiedliche Textgrößen und farblicher Hervorhebung bestimmter Textstellen – orientiert an den Design-Standards der GPB – konnte die Aufgabe von mir bewältigt werden. Nach dem erfolgreichen Bestehen jener neigte sich der erste Arbeitstag dem Ende. Nach dem Abschied schürfte ich ermattet und geistig abwesend nach Hause und machte mich am Abend für den nächsten Tag bereit.